Hochzeitstipps und ein Appell
Ein Jahr ist es her, dass ich meinen Wunschmann heiraten durfte. Zeit um zurückzublicken und zu reflektieren wie verrückt man eigentlich war. Die Vorbereitungszeit zog sich schleichend hin und man konnte den großen Tag nicht erwarten. Kurz nach dem Antrag ist mein Kopf vor Ideen fast geplatzt. Da gab es zum einen die riesige Freude, dass es da jemanden auf der Welt gibt, der sich dazu entschließt mit dir sein restliches Leben verbringen zu wollen und gleichzeitig dieser Druck alle Ideen sofort zu Papier bringen zu müssen. Diese eine Schublade im Kopf, die sich öffnete als man ein kleines Mädchen war und ständig mit Bildern und Vorstellungen gefüllt wurde, bis sie dann irgendwann über die Pubertät schloss weil das Thema Hochzeit erst mal in weite Ferne rückte.
Ich bin eine kitschige Romantikerin, aber ich war nie so realitätsfern, dass ich glaubte mit unter 20 heiraten zu würden. Aber Heiligabend 2014 öffnete sämtliche Schleusen und vor allem eben auch diese Schublade. Nein, sie öffnete sich nicht nur – sie explodiert. Bis mein ganzer Kopf – zum Leidwesen aller anderen – nur noch mit Hochzeit voll war. Verlobte Leserinnen wissen sicherlich was ich meine. Das übliche Bild einer Brautzilla. Wobei ich mich selbst ja nicht wirklich als schlimm empfand. Ich bin mir sicher da gibt es andere Kaliber.
Alles im allen habe ich die Planung gut überstanden (und mein Umfeld auch), aber jeder war froh als endlich der große Tag kam. Ich bin keine Hochzeitsexpertin, aber dennoch dachte ich mir, ich gebe den Damen unter uns die das Ganze noch vor sich haben ein paar wichtige Tipps. Vor allem um mit manchen Konventionen aufzuräumen und euch zu animieren zu Entspannen, denn glaubt mir: Ihr wollt keine perfekt durchgeplante pinterest-Hochzeit. Denn das Dahinter sieht man meist nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Nie war so viel möglich wie heute. Deshalb können einem bereits verheiratete Familienmitglieder meist nicht wirklich weiterhelfen. Denn sie verstehen es nicht. Das kann man ihnen auch nicht vorwerfen, aber das teilt zumindest die Frauen der Verwandtschaft schon mal in 2 Arten. Zum einen gibt es da z. B. die Mütter die alles mit einem „bei uns war das nicht so kompliziert“-Kommentar abtun und es gibt die Omas die dich schon fragen welche Blumen du denn auf der Hochzeit möchtest, bevor du es selbst weißt. Die Unmut darüber, dass einem eben niemand versteht kann einen fertig machen.
Wusstet ihr, dass es so „Post Bridal Depressions“ gibt? Also der Zustand in den eine frisch verheiratete Frau nach dem großen Fest fällt, das Phänomen wurde tatsächlich bereits von amerikanischen Psychologen erkannt. Das kann mehrere Ursachen haben. Von Geldsorgen, weil das Budget nicht eingehalten wurde bis zu der Enttäuschung über das Fest weil etwas nicht wie geplant lief. Vor allem zum Perfektionismus neigenden Frauen kann das Ende einer geplanten Hochzeitsfeier den Boden unter den Füßen wegziehen. Deshalb ist es wichtig auch mal kurz zwischendrin aus der Seifenblase auszusteigen.
Das Outfit
Beim Shopping-Nachmittag mal schnell mit der besten Freundin in den nächsten Brautladen springen? Vergesst es! Das geht in Filmen, aber nicht im wahren Leben. Bevor ihr euch umschauen dürft, müsst ihr in fast jedem Brautladen einen Termin vorab ausmachen. Meist wird dann noch um Angabe der Personenzahl, der genauen Vorstellungen, den Termins der Hochzeit und der Kleidergröße gebeten. Als wenn das Abstimmen des Termins mit maximal 4 anderen Personen (mehr sind meist nicht erwünscht) nicht ausreichen würde, muss man den Termin auch noch bezahlen. Dies dient als Beratungs-Entgelt. So vermeiden die Geschäfte, dass ihr wie in xy spontan vorbeischaut und am Ende doch nichts kauft. Falls ihr das Kleid eurer Wahl findet, wird diese Summe allerdings fast immer mit dem Kleid verrechnet. Falls nicht: Pech.
Ich verstehe das aus der Sicht der Ladeninhaber, aber ganz ehrlich: Was ist wenn ich Figurprobleme habe und nirgends ein Kleid finde? Oder was wenn mir keins gefällt? Oder mir 1,5 Stunden als Beratung nicht ausreichen? Tja, dann hat man Pech oder zahlt eben in mehreren Geschäften die Summe immer wieder. Zum Thema Schuhe: Wer will schon diese hässlichen Dinger am Fuß tragen, die das Aussehen eines Ballerinas mit Makro-Absatz haben und wirken als hätte sie die Oma in den 70ern getragen? Ich nicht. Abgesehen davon kosten sie meist noch übertrieben viel . Ja ich weiß, sie sind super mega bequem, aber das macht sie auch nicht hübscher. Stattdessen kauft euch bitte Schuhe die ihr noch mal tragen könnt und die euch gefallen.
- Deshalb: Überlegt genau wen ihr mitnehmt, plant zusammen einen Termin an dem alle können (unter der Woche ist immer weniger los) und sprecht mit der Beraterin, falls ihr nicht mit deren Beratung zufrieden seid und kommuniziert vorab noch mal ganz klar eure Preisvorstellungen. Es gibt nichts Schlimmeres als sich in ein Kleid zu verlieben was zu teuer ist.
- Löst euch außerdem von der Traumvorstellung, dass ihr dieses eine Kleid im Katalog XY wollt. Zu 70 Prozent gibt es das so nicht oder ist zu teuer oder sieht an euch nicht so aus wie am Model. Kleine Info am Rande: Die Models stehen fast immer für die Fotos auf einem Hocker. Keine Frau hat im Vergleich zum restlichen Körper so lange Beine. Womit wir zum nächsten Tipp kommen:
- Steigt mit dem Kleid vom Hocker, das Brautkleid wirkt komplett anders – auch wenn es noch zu lang ist.
- Probiert auch andere Schnitte an.
- Überlegt euch ob es wirklich ein Reißverschluss sein muss. Man darf keine 2 kg mehr oder weniger wiegen und ewiges Abnehmen und damit einhergehende schlechte Laune rechtfertigt das nicht unbedingt.
- Und um so nah wie möglich an die Vorstellungen des Brautkleides zu kommen: Eine gute Schneiderin kann fast alles abändern und anpassen.
Die Planung
Pinterest ist super und hilfreich, aber übertreibt es damit nicht. Die Tausend Brautfrisuren sieht man immer nur von einer Seite und spätestens die Stylistin sagt einem dann, dass es zwar von hinten toll aussieht aber von vorne nicht. Ihr wollt unbedingt diese tolle selbstgebaute Photobooth mit Bilderrahmen? Dann überlegt euch vorher wie man das Ding dann zur Location schafft – in eurem Kleinwagen geht das schlecht. Candy Bars sehen so hübsch aus? Ja, aber wer isst denn bitte die ganzen Bonbon-Gläser leer wenn es vorher Torte und ein Dessert-Buffet alla Charlie und die Schokoladenfabrik vorher gibt? Überlegt genau was ihr für eure Hochzeit davon umsetzen könnt und lasst euch nicht nur vom schönen Schein blenden.
- Fangt mit der Location an und zwar früh. Es ist nicht selten der Fall, dass beliebte Orte bereits 1 – 2 Jahre im Voraus reserviert wurden bzw. belegt sind. Denkt aber auch hier praktisch: Eine Garten-Location wie in Twilight macht wenig Sinn wenn es regnet. Deshalb sollte immer eine zusätzliche Scheune bzw. ein Gebäude zum Ausweichen zur Verfügung stehen.
- Was könnt ihr delegieren? Wenn ihr nicht so eine Perfektionistin wie ich seid, wahrscheinlich viel. Dann nutzt das auch! Oder wenn es das Budget erlaubt: Holt euch eine Hochzeitsplanerin. Ihr findet zu viel Schnick-Schnack blöd – dann macht eine Grillparty mit den engsten Leuten.
- Nehmt euch, falls möglich, vor der Hochzeit schon ein paar Tage frei.
- Ladet Tante Emma nur ein wenn ihr sie beide mögt!
- Geld wünschen ist unhöflich? Nö ist es nicht.
- Spiele findet ihr blöd? Dann schreibt das gleich in die Einladungen.
- Spart nicht an den 2 großen Punkten: Ringen und Fotograf.
Blumen und Deko
Ich weiß nicht, wann genau der Trend aufkam dass man neuerdings Gemüse als Brautstrauß verwendet, aber jeder wie er mag. Wichtig ist nur: Es muss zu euch passen. Das trifft auf alle Punkte zu. Bitte macht nicht den Fehler und verguckt euch auf zig Hochzeitsblogs in irgendeine völlig abgefahrene Hipster-Hochzeitsidee, wenn das gar nicht ihr seid. Ihr steht auf Gothic und viel Schwarz? Dann macht alles Schwarz! Ihr findet Kerzen und Gastgeschenke total blöd? Na dann lasst sie weg! Es gibt kein Muss, es ist eure Hochzeit. Und wer die Artischocke im Brautstrauß blöd findet, der solls für sich behalten oder Daheim bleiben. Wenn ich eins nach meiner Hochzeit gelernt habe, dann ist es die „mir egal-Einstellung“. Ich habe so viel gebastelt und selbstgemacht, aber das haben bei weitem nicht alle Gäste geschätzt und bemerkt. Aber das ist nicht schlimm, denn ich habe es für uns gemacht. Zum einen um Geld zu sparen und zum anderen, weil diese kleinen Details es einfach schöner und persönlicher machen. Ich bastele gerne und das hat man eben in unserer Dekoration gesehen.
Ansonsten ist es wichtig sich klar darüber zu sein, welche Blumen es zu welcher Jahreszeit gibt und wie wichtig Preisvergleiche bei der Dekoration sind:
- Schleierkraut ist nicht nur „Kraut was man halt dazwischen mischt“, es kostet kein Vermögen aber es ist eben nicht fast kostenlos, so wie ich dachte.
- Alte Schreibmaschinen und Kameras sehen im Internet hübsch aus, aber wenn ihr sie nicht schon Daheim rumstehen habt, lasst es sein. Man kann sie zwar bei entsprechenden Shops ausleihen, aber dafür bekommt ihr auf Flohmärkten meist schon neue.
- Eine Tafel vor der Location mit Hochzeitsdatum und Namen sieht vielleicht super toll aus, aber wenn die Location öffentlich zugänglich ist und schwer überblickbar, ist das vielleicht keine so gute Idee. Oder wollt ihr unerwünschte Gäste oder Diebe auf der Hochzeit?
Atmet durch, schnürt euch nicht in ein Kleid sodass ihr nicht essen könnt und seid egoistisch. Denn ihr dürft an diesem Tag Narzist, Egoist und all das sein, was man sonst nicht darf. Fühlt euch toll, rastet auf der Party richtig aus und tanzt barfuß. Fühlt euch wieder wie ein Kind, wenn Mutti mit aufs Klo muss und schenkt Gästen mit weißen Kleidern euren Todesblick. Habt Spaß und genießt jede Sekunde, denn glaubt mir, es ist so unglaublich schnell vorbei!
Hallo,
Schöner Artikel! Ich gebe dir voll und ganz recht. Man darf vor lauter Planung den Grund für das ganze nicht vergessen und sollte den Tag richtig genießen. Nicht sparen bei Ringen und Fotograf! Das ist echt das wichtigste!
LG Sonja Béland
Sehr schön geschrieben! Den Text sollten alle angehenden Bräute lesen um sich von der Pinterest-Wolke zu lösen und der Realität ins Auge zu sehen! =)
Gut geschrieben!
Wir haben an unserem 10. Jahrestag geheiratet…und der ist mitten im Winter. 20. Januar 2015. Und wir mussten uns von allen Seiten anhören, dass es viel zu kalt sei und warum wir nicht im Sommer heiraten!? Da waren wir egoistisch und haben gesagt dass wir doch drinne feiern und nicht drausen und wer sich nicht warm genug anzieht brauch nicht kommen, zumal wir kirchlich geheiratet haben. Es kamen alle zur kirchlichen Trauung. Die Damen in ihren Kleidern und dicken Winterstiefeln ^^ Das sind genau die Dinge die diesen Tag unvergesslich machen. Auch ich trug unter meinem Brautkleid dicke Wanderstiefel, welche ich aber später in passende Brautschuhe gewechselt hatte. Es sind tolle Bilder entstanden
Das hört sich toll, so eine richtige Winterwunder-Hochzeit! Und man hat auf jeden Fall Wettergarantie! Und ganz ehrlich: Wer hat im Sommer heutzutage noch Sicherheit, dass schönes Wetter ist? Da habt ihr alles richtig gemacht, wer kommen will, der kommt auch :)
Alles Liebe für euch!
Liebe Grüße
Vielen Dank für dein nettes Kommentar! Genau, in Deutschland hat man sowieso keine Wettergarantie. LG
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Hallo!
gute Tipps, guter Artikel. Man merkt, dass die Autorin Ahnung hat von dem, was sie schreibt. Ich beobachte immer wieder, wie Frauen sich auf Kleider versteifen, die nicht zu ihnen passen. Oder von ihren Verwandten zu einem Kleid gedrängt werden, was sie eigentlich nicht wollen. Daher ist das aus meiner Perspektive einer der TOP 3 Tipps: Nicht zu viele Menschen, die einem reinreden.
Denn es gibt so viele schöne Brautkleider. Hamburg hat zum Beispiel sehr viele schöne Designerinnen. Wenn man das Geld hat – warum nicht? Momentan finde ich die Kleider von Glaia Lahav sehr schön. Die sind zeitlos, aber haben das gewisse Etwas.
Liebe Grüße lass ich da. (die Liste habe ich mir für die nächste Freundin, die heiratet gespeichert)
Vielen Dank, liebe Grüße! Christin
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