Martin Luther King – ein Kampf der niemals endet

Vintage Style not Vintage Values

Rassendiskriminierung ist leider nach wie vor ein aktuelles Thema und man kann es deshalb nicht oft genug ansprechen, thematisieren und darüber berichten. Auch ich möchte meinen Teil dazu beitragen und nutze diesen Blog gerne auch um besondere Persönlichkeiten der Vergangenheit zu beleuchten. 

Martin Luther King

Ein Gastartikel von Daniel da Costa Guerreiro

Ein ereignisreiches Leben unter erschwerten Bedingungen und der unbeugsame Wille eines Mannes, der versuchte, seine Vision mithilfe von gewaltlosen Mitteln durchzusetzen. Er wurde zu einer prägenden Figur gegen die herrschende Rassentrennung in den Südstaaten der USA und bezahlte dafür mit seinem Leben.

Geboren am 15. Januar 1929 als Michael King Jr., wuchs er als Sohn des baptistischen Predigers Michael King und der Lehrerin Alberta Christine Williams in Atlanta (Georgia) auf.

Nach einer Europareise 1934, bei der Vater und Sohn auch Deutschland zu Ehren des Theologen Martin Luthers besuchten, ließen sich beide aus einer religiösen Empfindung heraus in Martin Luther (Jr. und Sr.) umbenennen.

Kings Jugend

King machte bereits früh Erfahrungen mit der damals herrschenden Rassentrennung. Ein bekanntes Beispiel aus seiner Jugend war, dass die Eltern seines damals besten Freundes – ein Weißer – den Umgang mit ihrem Sohn aufgrund Kings Hautfarbe untersagten. Segregation in Form von Rassentrennung war allgegenwärtig und ein großes Thema in den Südstaaten. In öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Kirchen, öffentlichen Gebäuden und sogar Toiletten oder an Waschbecken wurde eine strikte Trennung vorgenommen. Entsprechend musste King eine Schule besuchen, auf der ausschließlich schwarze Kinder und Jugendliche unterrichtet wurden. Die Ungerechtigkeit, die aus der Separierung von schwarzen und weißen Menschen resultierte, nahm King nicht untätig hin. Bereits mit 14 Jahren setzte er sich für die Desegregation und die Stärkung der USA als Nation ein, indem er einen Vortrag bei einem Redner Wettbewerb hielt. Sein Vater war ihm ein Beispiel, der neben seinem Amt als baptistischer Prediger in der Ebenezer Baptist Church in Atlanta auch Vorsitzender der National Association for the Advancement of Colored People (Nationale Gesellschaft zur Förderung farbiger Menschen) war, in der er sich auch für die Bürgerrechte der farbigen Gesellschaft einsetzte. Bereits mit 17 Jahren wurde Martin Luther King Jr. Hilfsprediger seines Vaters in der Ebenezer Baptist Church in Atlanta und besuchte die einzige Hochschule für Afroamerikaner im Süden. Durch sein Hauptfach Soziologie wurde er in die Problematik der Rassentrennung eingeführt. Obwohl es nie Kings Absicht war, Priester zu werden, begann er Theologie an der Crozer Theological Seminary in Pennsylvania zu studieren und war der Beste seiner Klasse. Aus Angst, den Maßstäben der Weißen nicht zu genügen, nahm er sein Studium sehr ernst. Er lernte und las sehr viel in dieser Zeit, wodurch ihm Plato, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Aristoteles, Karl Marx, Henry David Thoreau und Mahatma Gandhi nicht unbekannt waren. Bei seinem Kampf für die Bürgerrechte der schwarzen Bevölkerung und gegen die herrschende Ungerechtigkeit, orientierte sich King stark an Ghandis Maxime der Gewaltlosigkeit. Ebenfalls sehr beeinflusst wurde er von Karl Marx’ Schriften, lehnte jedoch die meisten seiner Theorien ab. Sein Studium beendete er erfolgreich mit dem Bachelor of Divinity in Theologie. Mit dem Titel „A Comparison of the Conceptions of God in the thinking of Paul Tillich and Henry Nelson Wieman“ machte er seinen Doktor der Philosophie an der Boston University of Massachusetts. Im Anschluss wurde er Pastor in Montgomery (Alabama).

 

Sein Einsatz für die Bürgerrechte

Angetrieben von der Ungerechtigkeit, mit der er immer wieder in Berührung kam, wuchs sein Wille und dadurch auch sein Engagement, dagegen etwas zu unternehmen.

Die ersten Erfolge zeichneten sich durch den berühmten Fall Rosa Parks ab. Parks, ebenfalls eine Bürgerrechtlerin, weigerte sich, am 1. Dezember 1955 in einem öffentlichen Bus in Montgomery, einem Weißen Platz zu machen. Zu dieser Zeit wurde solcher Ungehorsam von der Justiz geahndet, sodass Parks für den Verstoß festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Für den Tag des Gerichtsverfahrens wurde von der schwarzen Bevölkerung, immerhin ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Montgomery, ein eintägiger Boykott der öffentlichen Busse organisiert. King wurde zum Leiter des zur Koordination gegründeten Komitees gewählt. Der Zusammenhalt der schwarzen Gemeinde war bemerkenswert, denn fast alle dunkelhäutigen Bürger nahmen am Boykott teil. Durch diese Aktion sollte die wirtschaftliche Abhängigkeit der weißen Unternehmer von der schwarzen Bevölkerung aufgezeigt werden. Der Boykott dauerte allerdings nicht nur einen Tag, sondern erstreckte sich über 385 Tage und erweckte hohe internationale Aufmerksamkeit. Kings Einsatz blieb jedoch nicht ohne Folgen, so wurde sein Pfarrhaus durch einen Bombenanschlag teilweise zerstört. Doch sein Engagement und der Zusammenhalt der Bevölkerung zahlte sich aus. Am 13. November 1956 wurde die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt Montgomery verboten. Durch den Erfolg und Kings Verdienste daran wurde er am 10. Januar 1957 zum Präsidenten der frisch gegründeten Southern Christian Leadership Conference gewählt, welche sich von da an für die Rechte der afroamerikanischen Bevölkerung einsetzte. Ein weiterer Bombenanschlag auf sein Pastorat folgte unmittelbar am 27. Januar.

Inspiriert durch Gandhi, reiste King in den darauf folgenden Jahren durch den Süden der USA und warb für einen gewaltlosen Einsatz zur Durchsetzung besserer Bürgerrechte. Um mehr Zeit für die Bürgerrechtsbewegung zu haben, kündigte er sein Pastorat und unterstützte seinen Vater in dessen Pastorat in Atlanta.

 

John F. Kennedy

1960 wurde King bei einem Sit-In festgenommen und weigerte sich, eine Kaution zu hinterlegen. Da er zuvor bei seinem Umzug von Montgomery nach Atlanta vergessen hatte, seinen Führerschein umzuschreiben, wurde King damals zu einer Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Durch die Festnahme beim Sit-In verstoß King gegen seine Bewährungsauflagen und wurde nach DeKalb County ausgeliefert. Als Strafe für sein Vergehen wurde er zu vier Monaten Strafarbeit in Reidsville (Georgia) verurteilt. Während seiner Haftstrafe sollte King jedoch eine Auszeichnung der New Yorker Universität für seine Arbeit gegen die Rassentrennung überreicht werden. Dafür wurde King extra nach New York geflogen, um die Auszeichnung entgegennehmen zu können. Anschließend kehrte er ins Gefängnis nach Reidsville zurück. Zu dieser Zeit kandidierte John F. Kennedy für das Präsidentenamt und meldete sich bei Kings Familie, welcher er seine Hilfe anbot. Er setzte sich mit dem Richter in Verbindung und King wurde wenig später gegen Kaution freigelassen.

Kennedy, der ein erklärter Gegner der Segregation war, gewann am 8. November 1960 die Präsidentschaftswahlen gegen seinen Rivalen Nixon. Somit konnte er später einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung der Desegregation leisten.

 

Metropole der Rassentrennung

1963 folgten zwei weitere Verhaftungen, die er durch seine Teilnahmen an einer nicht genehmigten Demonstration in Albany (Georgia) und an einem Sitzstreik in Birmingham (Alabama) provozierte.

Gerade Birmingham war eine wichtige Station für King. Er selbst nannte sie die „Metropole der Rassentrennung“. Um die schwarze Bevölkerung in die Methoden des gewaltlosen Widerstands einzuführen, veranstaltete er Workshops. Tag für Tag fanden Sitzstreiks statt. Am Abend trafen sich die Demonstranten mit King in verschiedenen Kirchen, in denen er die Menschen durch seine Reden motivierte. Nach einer der unzähligen friedlichen Demonstrationen wurde King erneut festgenommen. Zusammen mit ihm lies der Polizei- und Sicherheitschef Theophil Eugene „Bull“ Connor, ein überzeugter Rassist, am 12. April 1963 fünfhundert weitere Demonstranten inhaftieren, darunter befanden sich auch Kinder und Jugendliche. Im Gefängnis wurde King hart behandelt, er bekam schlechtes Essen und ihm wurde der Kontakt nach draußen verboten. Durch Kennedys Eingreifen wurde das Kontaktverbot schließlich aufgehoben. Einem Besucher gelang es, eine Zeitung vom Tag der Verhaftung hineinzuschmuggeln, welche er an King übergab. In einem darin abgedruckten offenen Brief kritisierten acht weiße Prediger aus Alabama unter dem Titel „A Call for Unity“ King und seine Methoden. Mit dem Titel „Why we can’t wait“ veröffentlichte King vier Tage später seine Antwort darauf. Durch diesen Brief erlangte King noch mehr an Popularität und wurde nach acht Tagen bereits wieder aus der Haft entlassen. Connor wurde wegen Amtsanmaßung seines Amtes enthoben.

Generell schreckten die Polizeibeamten im Süden des Landes nicht vor massiver Gewalt und der Verhaftung von Kindern zurück, schließlich waren unter Ihnen viele bekennende Rassisten und teilweise auch Anhänger des Geheimbundes Ku-Klux-Klan. Kings Idee, Kinder und Jugendliche in den Protest für integrierte Schulen und Gleichberechtigung einzubinden, scheiterte, weswegen über 900 Kinder und Jugendliche am 2. Mai 1963 verhaftet und eingesperrt wurden. Morde an weißen und schwarzen Bürgerrechtlern in den Südstaaten erschütterten die Öffentlichkeit, doch weder die Tötung der Bürgerrechtler noch der überzogene Einsatz von Gewalt taten den Demonstrationen einen Abbruch. Letztendlich kam es am 10. Mai 1963 zu einer Einigung. Die Verordnung zur Rassentrennung im öffentlichen Leben in Birmingham und anderen Städten wurde aufgehoben und die in den Maitagen inhaftierten 2.500 Schwarzen wurden freigelassen.

Unmittelbar am darauffolgenden Tag detonierten zwei Bomben vor dem Motel, in dem King wohnte. Um die Situation zu beruhigen, schickte Präsident Kennedy 3.000 Bundessoldaten. Die Attentate, wie beispielsweise ein weiterer Bombenanschlag auf die St. Baptist Church in Birmingham, die Ermordung Medgar Evers’ und drei weiterer aus Mississippi stammenden Bürgerrechtlern (darunter ein schwarzer), war meist auf weiße Rassisten und Anhänger des Ku-Klux-Klan zurückzuführen. Die Entführung und Ermordung der drei Bürgerrechtler in Mississippi diente 1988 als Grundlage für den Film „Mississippi Burning“, bei welchem Alan Parker Regie führte.

„I still have a dream“

Vier prägende Worte, welche mit dem Namen Martin Luther King auf ewig verbandelt bleiben sollten und Massen begeisterte.

Die Demonstrationen gegen die Segregation hielten an und das Selbstbewusstsein der schwarzen Gemeinde wuchs zunehmend. Dieses neu gewonnene Selbstverständnis bewirkte jedoch bei kleineren Gruppen eine Art schwarzer Nationalismus, der nicht mit Kings Vorstellungen von einer großen friedlichen Einheit zusammenpasste. So bildete sich mit der Zeit ein radikaler Flügel innerhalb der Bewegung, der stark durch die Nation of Islam mit ihrem charismatischen Anführer Malcom X und die Black Panther Party vertreten wurde.

Als Reaktion auf die andauernden Demonstrationen und die überkochende Stimmung reichte Kennedy am 19. Juni 1963 eine Gesetzesvorlage zur landesweiten Gleichberechtigung ein, den Civil Rights Act. Währenddessen organisierte die Southern Christian Leadership Conference mit King als Vorsitzendem und fünf weiteren Bürgerrechtsgruppen den „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“. Dieser sollte am 28. August 1963 stattfinden, obwohl Kennedy versuchte, die Organisatoren davon zu überzeugen, dass die Demonstration aufgrund der vorgelegten Gesetzesvorlage zu einem ungünstigen Zeitpunkt angesetzt war. Doch Kennedys Versuche, die Veranstalter zu überzeugen, scheiterten. Über 250.000 Menschen versammelten sich schließlich an diesem Tag vor dem Lincoln Memorial in Washington, D. C. mit dem Ziel, das Ende der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten zu fordern.

Neben der Veranstaltung selbst sollte Kings berühmteste Rede als Meisterwerk der Rhetorik in die Geschichte eingehen. Sie war eine negative Hommage an den für Schwarze unerreichbaren amerikanischen Traum. Er beschreibt die Gleichberechtigung von schwarzen und weißen Menschen als Grundlage des American Dream, anstatt sie in seiner Rede zu fordern. Durch die ständige Wiederholung der Worte „I have a dream“, „Let freedom ring!“ und die bewusst gesetzten Pausen erinnert die Ansprache sehr stark an eine Predigt. Doch ursprünglich wollte King den Teil, in dem er über seinen Traum von einem gleichberechtigten weiß-schwarzen Amerika redet, in seiner 15 minütigen Ansprache weglassen.  Sein engster Berater Wyatt Walker bestand darauf, diesen Teil auszusparen, da er die Worte bereits zu oft benutzt hatte. Mahalia Jackson eine bekannte amerikanische Gospelsängerin war es, die ihm in einer seiner gesetzten Pausen zurief, dass er von seinem Traum erzählen solle, was er zuvor in einer Rede im Juni 1963 schon einmal getan hat. King war ein begnadeter Rhetoriker und reagierte sofort auf Jacksons Forderung. Direkt nach der Passage „Go back to Mississippi, go back to Alabama, go back to South Carolina, go back to Georgia, go back to Louisiana.“ kam der wohl berühmteste und meist zitierte Teil seiner Rede. Als er mit den Worten „I still have a dream“ begann, reagierte das Publikum so stark wie noch zu keinem anderen Zeitpunkt in seiner Rede. Anstatt zu seinem geschriebenen Manuskript zurückzukehren, beendete er seine Rede mit der Passage „let freedom ring“, die ebenfalls wiederholend aufgebaut war. King wurde mit tosendem Applaus verabschiedet.

 

Die Bemühungen trugen Früchte

Nach seiner weltbewegenden Rede geriet King zunehmend in den Fokus des FBI und wurde intensiv bespitzelt. Die Behörden versuchten ihm von Beginn an immer wieder Steine in den Weg zu legen. Entweder durch anonyme Drohbriefe, Versuche, ihn in der Öffentlichkeit unglaubwürdig wirken zu lassen oder es wurden sogar Männer bei Demonstrationen installiert, um diese zu boykottieren.

Die Ermordung Kennedys am 22. November 1963 schockierte die Bürgerrechtsbewegung, denn er war ein sehr wichtiger Unterstützer im Kampf für die Gleichberechtigung. Glücklicherweise war dessen Nachfolger Lyndon B. Johnson ebenfalls ein Unterstützer der Bewegung und über ein Jahr nach der Gesetzesvorlage war es schließlich soweit. Präsident Johnson unterzeichnete im Beisein von King den Civil Rights Act, der mit sofortiger Wirkung die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen aufhob und diskriminierende Wahltests für Afroamerikaner für illegal erklärte. Nicht alle Gouverneure, wie George Wallace aus Alabama und Paul Johnson aus Mississippi, wollten den CRA anerkennen. 

Die Lage der schwarzen Bevölkerung verbesserte sich spürbar, jedoch regelte das Bürgerrechtsgesetz nicht die Diskriminierung der dunkelhäutigen Wähler.

Nach mehreren Reden in Ost- und Westberlin erhielt King am 11. Dezember 1964 den Friedensnobelpreis in Oslo, dessen Preisgeld in Höhe von 54.000 Dollar er für einen Fonds seiner Bewegung komplett spendete.

Zurück in den USA organisierte Martin Luther King, nach einem Hilfegesuch von Amelia Boynton, ab Februar 1965 Demonstrationen in Selma bei Montgomery (Alabama) für ein gleichberechtigtes Wahlrecht schwarzer Bürger. Durch die sogenannten „Jim-Crow-Gesetze“ waren von den rund 15.000 schwarzen Bürger nur ca. 130 als Wähler registriert. Diese Gesetze regelten beispielsweise, dass die Wählerregistrierung an die Steuerklasse gebunden und Analphabeten von der Wahl ausgeschlossen wurden. Darüber hinaus wurden Wissens- und Verständnistests durchgeführt, um eine Berechtigung zur Registrierung zu prüfen und teilweise auch mit Entlassungen oder Gewalt reagiert. Nach Kings erster Rede in der Brown Chapel in Selma kam es im Januar und Februar 1965 zu Masseneinschreibungen von afroamerikanischen Bürgern. Dabei kam durch einen Staatspolizisten ein Mann namens Jimmy Lee Jackson ums Leben. Als Reaktion auf dieses Ereignis wurde mit Kings Hilfe am 7. März ein Marsch von Selma nach Montgomery organisiert. Der Tag wurde als „Bloody Sunday“ bekannt, da der Marsch gewaltsam von der Polizei mit Knüppeln und Tränengas verhindert wurde. Auch der zweite von King organisierte Marsch scheiterte, da er aus Deeskalationsgründen die Demonstration abbrechen musste. Erst beim dritten Versuch mit Begleitung von Soldaten der US-Army und Mitgliedern der National Guard konnte der Marsch innerhalb von fünf Tagen und vier Nächten entlang am U.S. Highway 80 stattfinden. Nach dem geglückten Marsch unterstützte Präsident Johnson die Stärkung des Wahlrechts der Schwarzen und sprach sich im März 1965 entschieden dafür aus. Am 6. August 1965 unterzeichnete Johnson den „Voting Rights Act“ welcher diskriminierende Wahltests für unzulässig erklärte und schickte Wahlbeobachter in Regionen, in welchen Diskriminierung sehr wahrscheinlich war.

Rassismus lies sich nicht restlos unterbinden und nicht nur der Süden war davon betroffen, sondern auch im Norden der USA war Rassendiskriminierung ein großes Thema. Die abgespalteten gewaltbereiten Gruppierungen der Bewegung, Nation of Islam und Black Panther Party, konzentrierten sich hauptsächlich in den Großstädten des Nordens und Kalifornien. Kings gewaltlose Methoden hatten dort einen schweren Stand. Als ein gewalttätiger Aufstand in einem südlichen Stadtteil von Los Angeles ausbrach, bei dem Geschäfte Weißer zu Schaden kamen, wollte King seinen gewaltfreien Widerstand in den Norden ausweiten und damit in Chicago anfangen. Zunächst stieß er auf Widerstand der ansässigen schwarzen Gruppierungen. Durch einen Mietboykott und Demonstrationen wollte er die verantwortlichen Politiker zum Handeln zwingen. All seine Unternehmungen scheiterten und mündeten darin, dass King während einer Demonstration mit einem Ziegelstein am Kopf verletzt wurde.

Da der Voting Rights Act nicht konsequent umgesetzt wurde, führte King mit mehreren schwarzen Führern anderer Organisationen 1966 einen 350 km langen Marsch von Memphis nach Jackson, der Hauptstadt von Mississippi, an. Dabei wurde der erste schwarze Absolvent der Universität von Mississippi angeschossen. Während der Demonstration herrschte eine hohe Gewaltbereitschaft, was zu heftigen Diskussionen zwischen den Anführern der teilnehmenden Bürgerrechtsbewegungen führte. Der Slogan „Black Power“, ausgerufen durch Stokely Carmichael, dem Vorsitzenden des Student Nonviolent Coordinating Committee, war geboren.

 

Persona non grata

1966 wandte King sich immer stärker gegen den Vietnamkrieg, da die dafür aufgewandten Gelder, besser in der Bekämpfung der Armut im eigenen Land angelegt seien.

Neben vielen weißen fanden sich auch viele schwarze Befürworter in den eigenen Reihen, welche Kings ablehnende Haltung gegenüber dem Krieg, kritisierten. Da Präsident Johnson Geld zur Finanzierung des Krieges benötigte, war die Angst groß, dass er aufgrund Kings Haltung und Zusammenarbeit mit der Antikriegbewegung, für die Bürgerrechtsbewegung wichtige Mittel streichen würde. Martin Luther King wurde für das Weiße Haus und das FBI zur „persona non grata“, er hatte nun den Status einer unerwünschten Person.

 

„I’ve been to the Mountaintop“

Am 3. April 1968 hielt King in Memphis, Tennessee die letzte Rede seines Lebens. In seiner berühmten Ansprache „I’ve been to the Mountaintop“ sagte er, dass er das gelobte Land gesehen habe und sich vor niemandem fürchte. Weiter sagte er, dass er sich deshalb auch keine Sorgen um ein langes und erfülltes Leben mehr mache. Fast schien es, dass er geahnt hatte, was am darauffolgenden Tag passieren sollte. Mit diesen Worten spielte er auf eine Stelle im Buch Deuteronomium (34, 1-5) an, in der Mose unmittelbar vor seinem Tod vom Berg Nebo aus das den Israeliten von Gott versprochene Land Kanaan sieht. Doch das Erreichen Kanaans war ihm selbst versagt geblieben.

Am 4. April um 18:01 Uhr wurde Martin Luther King Jr. auf dem Balkon des Lorraine Motels vom gegenüberliegenden Motel aus erschossen. FBI-Agenten, die ihn observierten, waren die Ersten, die ihm zur Hilfe kamen und vergebens versuchten, ihn zu reanimieren. Als Täter wurde der mehrfach vorbestrafte weiße James Earl Ray festgenommen und zu 99 Jahren Haft verurteilt. Die Zusammenhänge sind bis heute ungeklärt.

In über 100 Städten kam es zu Krawallen, bei denen 39 Menschen starben. Johnson sagte seine Reise nach Hawaii ab, wo über den weiteren Verlauf des Vietnamkrieges beraten werden sollte.

50.000 Menschen nahmen an der Beisetzung Kings am 9. April 1968 in Atlanta auf dem South View Cemetery, einem Friedhof für Schwarze, teil. Auf seinem Grabstein waren die Schlussworte seiner Rede „I have a dream“ in einer leicht abgewandelten Form eingraviert, „Free at last! Free at last! Thank God Almighty, I’m free at last!“.

1977 wurde er in die Nähe des King Centers in Atlanta in Atlanta umgebettet, wo er nun mit seiner Frau Coretta Scott Williams zusammen begraben liegt. Sie hatten vier Kinder, von denen 3 noch leben und sich für die Bürgerrechte einsetzen.

Kings Lebenswerk trug unmittelbar zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensumstände schwarzer Menschen in den USA bei.